Schon im letzten Jahrtausend brachen sich die unbändigen kreativen Kräfte von Ritsch und Renn Bahn durch die verstaubten Korridore der Humorlosigkeit und schlugen eine gleissende Schneise der Wahrhaftigkeit in die verdorrten Rhabarberbeete unserer Vorfahren. (Rhabarberbeet ist nur eine Metapher).
Von Wien aus eroberte ihr skurriler Schalk die ganze Welt und heute ist eine Welt ohne Ritsch und Renn gänzlich unvorstellbar.
Harald Ritsch, ein Gott des Pinsels und Beherrscher des Radiergummis und Marcus Renn, wortgewaltiger Beherrscher der spitzen Feder und Sämann hanebüchener Geistesblitze bilden seit damals eine unvergleichliche Symbiose.
Flausenhaft!
jede figur bedeutet natürlich etwas. ganz besonders gilt das aber für die figuren unserer comic-strip serien. während ein-bilder-cartoons nur einen schnappschuss aus einem zeitlich begrenzten mikrokosmos abbilden, entwerfen wir in fortlaufenden serien ständig wachsende gebäude, in deren gängen sich die protagonisten von folge zu folge weiter entwickeln, charaktereigenschaften ausbilden und im lauf der zeit zu unverwechselbaren persönlichkeiten reifen. diese figuren werden mit jeder neuen geschichte vertrauter; nicht nur für den leser, sondern auch für uns selbst. sie entfalten eine identität und in diesem maße auch bedeutung.
der erfolg kam gleich mit der ersten serie. das war mitte der achtziger, als man in amerika den yuppie erfand, filme wie ‘wallstreet’ im kino liefen und jeder, von der friseurin bis zum kapuzinermönch, an der börse mit millionenbeträgen jonglierte.
ritsch und renn, damals eigentlich noch arme studenten, waren die schlimmsten von allen. wir waren die geckos von wien. innerhalb kürzester zeit erspekulierten wir schwindelerregende summen, schmissen unser studium hin, wurden passionierte zeppelin-sammler und frönten der trüffelschweinzucht.
ein besuch an der chicagoer warenterminbörse änderte unser leben allerdings schlagartig. dort lernten wir menschen kennen, die ebenso wie wir der spekulationssucht verfallen waren. menschen, deren berufung eigentlich gar nicht die börse war. ja menschen, denen man regelrecht ansah, dass sie nichts an einer börse verloren hatten.
da fiel es wie schuppen von unseren augen und wir erkannten, dass wir auf falschen pfaden wandelten. dass es nicht unsere bestimmung war, als schweinebauchspekulanten in die geschichte einzugehen. und so verkauften wir unsere zeppeline und unsere trüffelschweine und kauften uns stattdessen ein paar ordentliche dachshaarpinsel. wir beschlossen, nicht mehr selbst zu spekulieren, sondern uns über all die spekulanten lustig zu machen. das war die geburtsstunde unserer ersten serie Die Insider, in welcher bullen und bären zeppeline züchteten und auf trüffelschweinen durch die luft flogen. die serie wurde sofort von den wichtigsten börsemagazinen in deutschland, der schweiz und österreich gekauft und lief höchst erfolgreich bis in die mitte der neunziger. eine sammlung der besten insider-strips wurde auch als sammelband, unter dem titel Millionen, Millionen, Millionen und noch mehr Millionen veröffentlicht.
in jener zeit der wandlungen wurden wir auch zu verantwortungsbewußten familienmenschen. und es versteht sich von selbst, dass man da ein völlig anders verhältnis zum spekulantentum entwickelt….
mit dem erfolg der Insider traf uns aber auch eine gänsehautaufwerfende erkenntnis wie der blitz. die erkenntnis, dass wir auf eine unterschwellige art “spürten”, was wir zu tun hatten, um weiterhin erfolgreich zu sein….
und so entstanden in schneller folge die serien Babbl, der Troubleshooter, Der 99-jährige Oeconomenkalender, Pater Bisam, Sterling und Gatsby, Market Muffin, dort draussen und Fink. so viel erfolg macht natürlich neidisch. und so klingelte eines tages jemand an unserer tür, der uns unser glück mißgönnte und es mit einem schlag beenden wollte. nur zähes verhandeln und das versprechen, eine eigene serie für diesen unangenehmen zeitgenossen zu kreieren, rettete unser leben….
nachdem wir also diese wirklich jenseitigen probleme aus dem weg geräumt hatten, fing es erst so richtig an. wir begannen, uns auf großformatige einzelcartoons zu konzentrieren und schufen einige umfangreiche sportserien. golf, mountainbike, tennis und fußball waren die themen. 1998 erschien dann unsere erste Schlagseite im deutschen computermagazin c’t. das ist nun 25 jahre her und mittlerweile gibt es über 700 computer-cartoons . zu unserem 10-jahres-jubiläum erschien ein prachtsammelband mit den besten schlagseiten und dem hübschen titel Vom Windows verweht im eichborn verlag. der nächste jubiläumsband ist übrigens schon in ausarbeitung.
das talent wurde schon sehr früh sichtbar. die renn’sche gabe, das unaussprechliche in worte zu fassen und das ritsch’sche genie, diese worte in subtile bilder zu gießen, entfalteten sich bereits im kindergarten. leider blieb unser frühes werk unverstanden. vor allem das subtile darin wurde von unseren kindergartenbetreuerinnen nicht erkannt.
eigentlich nicht. da wir während unserer, nutzloserweise mehrere jahre betriebenen, universitätsstudien erkennen mussten, dass herumblödeln eine bedeutend erfrischerende auswirkung auf unser gemüt hatte, als lernen, brachen wir diese kurzerhand ab und bezeichneten das herumgeblödel fürderhin als “arbeit”.
bis dorthin übten wir freilich die diversesten gelegenheitsjobs aus, um unsere nutzlosen studien zu finanzieren. so waren wir etwa….
statisten bei den krähwinkler wildwest-sommerspielen in den vormittagsvostellungen von “High Huhn”….
…. damen-animateure und miet-tänzer im espresso “rosi” ….
…. und produkttester bei einer großen hodenschutz-firma.
zweifel ist der vater der entmutigung. und entmutigung ist die großmutter des stillstandes. stillstand ist also der urenkel des zweifels. zweifel ist jedoch ein sohn der leeren brieftasche, die wiederum eine schwester des müßiggangs ist. müßiggang ist also der großonkel des stillstandes.
nein, wir haben nie am erfolg gezweifelt. wir waren immer vettern der unvernunft.
hier muss deutlich zwischen thematisch ausgerichteten serien und sogenannten “funnies” unterschieden werden. manche serien erfordern einen sehr fachspezifischen humor, der im äußersten fall auch nur von eingeweihten verstanden wird. ein gutes beispiel dafür ist die serie Pomper GmbH, die 20 jahre lang zweiwöchentlich in einem deutschen fachperiodikum erschien….
irgendwas verstanden?
😉
natürlich lassen wir es uns auch bei solchen serien nicht nehmen, das fachseriöse dann und wann nach unserem geschmack zu skurrilisieren….
das in dieser hinsicht anspruchsvollste anforderungsprofil gab es im zusammenhang mit unserem business-comic-roman Tex Tender, einem auftragswerk eines deutschen wirtschaftsverlages. gleich zu beginn bekammen wir 10 fachbücher zu den themen betriebswirtschaft und marketing überreicht, die wir durchackern mussten, um die inhaltlichen vorgaben erfüllen zu können.
Am Ende war die 56 Seiten lange Comic-Geschichte, die “6 fachlich fundierte verkaufsprozesse, abenteuer, spannung, humor und erotik” enthalten sollte, dann doch ein lupenreines ritsch+renn – werk, das die hauptfigur Tex Tender, unser verkaufsgenie, mitunter in verkaufsgespräche geraten ließ, in welchen fachwissen völlig nutzlos war…
gänzlich anders gestaltet sich hingegen die ideenfindung bei den “funnies”. wenn es keinerlei thematische einschränkungen gibt, liegen die themen tatsächlich auf der straße, wie man so schön sagt. wer mit offenen augen durch den alltag geht und beständig den blickwinkel variiert, dem eröffnet sich tagtäglich die absurde komik des lebens.
verarbeiten wir solche eindrücke, dann sind sie also wirklich aus dem leben gegriffen. wobei man sich im nachheinein oft wünscht, da doch nicht hinein gegriffen zu haben….
eigentlich war es bei uns genau umgekehrt. wir haben mit comics und cartoons angefangen und haben im lauf der jahre diversifiziert. der erfolg am cartoonsektor hat uns nach und nach auch aufmerksamkeit aus wirtschaft und werbung eingetragen. und heute arbeiten wir gleichermaßen als catoonistenduo, als werbeagentur, als trickfilmstudio und betreiben ein eigenes büro für webdesign und -programmierung. so tragen etwa die auva-kampagnen der letzten jahre mit dutzenden plakatillustrationen und über 10 trickfilm-spots unsere handschrift.
unser herzblut fließt aber immer noch durch die adern der vielen comicfiguren, die wir erschaffen haben….
das kommt ganz auf’s schuhwerk an….
….und natürlich auf die wege, die man damit beschreitet.
tatsache ist, dass wir es mit unseren serien immer zuerst in österreich versucht haben, die erfolge kamen aber alle aus deutschland. das hat sich bis heute nicht geändert. 80% der serien wurden und werden in deutschland veröffentlicht. das mag zum einen mit dem klischee zu tun haben, dass der prophet im eigenen land nichts gilt, zum anderen liegt es aber sicher auch daran, dass es in österreich keine gewachsene comic-kultur gibt, – so wie etwa in frankreich, belgien, japan oder amerika – und comics lange zeit als schund gebranntmarkt waren.
das war in deutschland zwar auch nicht viel anders, aber dort kam der umschwung schneller und auch früher, als bei uns.
heute haben es junge comic-künstler sicher leichter als vor 20 jahren und dementsprechend bunt und vielfältig präsentiert sich auch die gegenwärtige österreichische comicszene.
natürlich zeichnet man auch familienangehörige und bekannte. aber nicht sehr lange: von den einen wird man verprügelt, von den anderen enterbt und der rest siecht in irgendwelchen irrenanstalten vor sich hin und will einem deswegen ständig ein schlechtes gewissen machen.
am ende bleibt nur mehr eine einzige person, die es länger als alle anderen erduldet, gezeichnet zu werden….
seit uns unsere mütter vor die tür gesetzt haben….
😉